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20Minuten.ch, 01.09.2010
«Jeder Freier unterstützt den Sklavenhandel»
von Olaf Kunz - Der Zuhälter-Prozess in Zürich fördert grausame Details zu Tage. Trotzdem sind 57 Prozent der User dagegen, den Strich abzuschaffen. Ein Skandal im Sperrbezirk?

Die Angst ist immer dabei: Nahezu alle Prostituierten auf dem Strassenstrich müssen Gewalt über sich ergehen lassen. Doch 18 Prozent der Umfrage-Teilnehmer ist das egal: Geschäft ist Geschäft, so ihre Einstellung.
Wider besseres Wissen geben sieben von zehn Strassenstrich-Freiern an, den Eindruck gehabt zu haben, dass Trottoir-Prostituierte nicht unter Zwang handeln. Auch sonst hat die Mehrheit der Bevölkerung von den Arbeits- und Lebensbedingungen im Rotlichtmileu vage oder falsche Vorstellungen, wie eine Web-Umfrage von 20 Minuten Online offenbart.
Die Anklageschrift im Aufsehen erregenden Zuhälter-Prozess in Zürich offenbart, dass die Frauen systematisch gefoltert, gequält und misshandelt wurden. Nur allzu gerne wollen Freier glauben, dass dies ein Einzellfall, keinesfalls aber die Normalität auf dem Strassenstrich ist. So gehen 55 Prozent der Umfrageteilnehmer, die selber schon Kunden von Sexarbeiterinnen waren, davon aus, dass die Prostituierten selber entscheiden können, welche Freier sie akzeptieren und welche nicht.
Reines Wunschdenken? Ganz klar ja - zumindest für Michael Herzig, Bereichsleiter Sucht und Drogen beim Sozialdepartement der Stadt Zürich, in dessen Zuständigkeit auch der Betreuungsbus Flora Dora fällt: «Ein hoher Prozentsatz der Frauen arbeitet für Zuhälter. Ob es numerisch die Mehrheit ist, kann ich nicht sagen.» Dies sei vor einigen Jahren noch anders gewesen. Doch spätestens seit der Verkleinerung der Strichzonen in Zürich zum 1. Januar 2010 habe ein starker Verdrängungswettbewerb stattgefunden. «Jetzt stehen da mehrheitlich Frauen, die organisiert sind, sprich: einen Zuhälter haben.» Konkrete Zahlen kann Herzig nicht nennen. Keinerlei Zweifel hat er indes in puncto körperlicher Unversehrtheit: «Keine der Frauen, die da über längere Zeit arbeiten, bleibt von Gewalt verschont, das ist Fakt.»
Blind für Gewalt
Laut den Ergebnissen der Online-Umfrage unter 5921 Internetnutzern will aber maximal jeder zehnte Freier bei einer Sexarbeiterin des Strassenstrichs Spuren äusserlicher Gewalt bemerkt haben. Schwer zu glauben für Herzig: «Wenn ein Freier nichts merkt von der Gewalt gegen die Frauen, stellt er sich blind.» Vielleicht auch ganz bewusst: «Gewalt wird von Zuhältern, aber auch von Freiern ausgeübt. Sehr viele Freier sind in hohem Masse gewaltbereit», weiss er aus der Beratungspraxis. Dass Prostituierte des Strassenstrichs einem hohen Gewaltpotenzial ausgesetzt sind, bestätigt auch Regula Rother von Isla Victoria: «Vor allem der Autostrassenstrich ist gefährlich – wegen der Anonymität und dem hohen Zeitdruck.»
«Strassenstrich geht schon okay»
Die Sozialarbeiter im Rotlichtmilieu sind sich auch bei einem anderen Aspekt einig: «Der Strassenstrich ist definitiv die niedrigste Kategorie, die der Sexmarkt in der Schweiz zu bieten hat», bringt es Regula Rother auf den Punkt. Dennoch verneinen die Umfrage-Teilnehmer indirekt, dass ein solches Gefälle auf dem Sexmarkt existiert. 62 Prozent sehen laut eigener Auskunft zumindest in moralischer Hinsicht keinen grossen Unterschied zwischen Strassenstrich und Salonprostitution. Und auf die Frage, was sie von Freiern halten, die sich auf dem Strassenstrich bedienen lassen, antwortet mehr als ein Fünftel: «Das geht schon okay so, Angebot ist Angebot.» Etwa 50 Prozent geben sich halb tolerant: «Das ist nicht toll, aber besser so, als dass die Freier auf noch dümmere Gedanken kommen.»
Verbot nicht durchsetzbar
Dem entgegen stehen einzelne Forderungen der Leser im Talkback zum Strassenstrich-Porno mit J.P. Love. Sie wollen, dass die Strassenstriche in der Schweiz verboten werden, so wie zum Beispiel Bianca: «Die Stadt Zürich sollte meiner Meinung nach den Strassenstrich dichtmachen.» Immerhin 44 Prozent teilen ihre Ansicht kompromisslos: «Die Zustände für die Prostituierten dieses Milieus sind nicht verantwortbar.» Sie fordern deshalb ein Verbot von Outdoor-Prostitution. 18 Prozent geben sich tolerant: «Leben und leben lassen», so ihr Motto. 39 Prozent sind ebenfalls gegen ein Verbot, allerdings aus anderem Grund. Sie befürchten, dass das Treiben dann irgendwo im Verborgenen weitergeht.
Davon ist die Leiterin von Isla Victoria sogar überzeugt: «Bei einem Verbot der Prostitution auf der Strasse driftet der Strassenstrich in den Untergrund ab. Die Situation für die Frauen würde sich weiter verschlechtern. Es sollte vielmehr daraufhin gewirkt werden, dass faire und menschenwürdige Bedingungen für die Prostituierten geschaffen und die Sexarbeiterinnen nicht weiter schikaniert werden», erklärt Regula Rother.
Am effektivsten für die betroffenen Prostituierten wäre nach Ansicht vieler Leser einzig ein Protest der Freier: «Jeder, der zu einer Prostituierten geht, unterstützt den heutigen Sklavenhandel», schiesst User «Economist» in Richtung verantwortungslose Freier, die den billigen Sex auf der Strasse suchen. Ihre Schar ist zahlreich. Deshalb ist auch die Forderung des Flora-Dora-Verantwortlichen Michael Herzig pragmatischer: «Solange die Nachfrage da ist, wird es auch Prostituierte auf den Strassen geben. Am sinnvollsten wäre es, betreute Strichzonen einzurichten. Es gäbe dann entsprechende Areale mit notwendiger Infrastruktur wie Toiletten und auch Betreuungsangebote.»


02. Mai 2010
Krise wegen Pornos?
Die Evolutionsbiologie lehrt uns, dass der Wunsch nach Reproduktion die treibende Kraft hinter so ungefähr allem ist, was wir tun und lassen. Ein Lebensentwurf, der sich ganz den Massnahmen zur Reproduktion verschrieben hat, ist also naturgemäss
- was nicht heissen soll, dass er ungefährlich wäre. Nachtklub-Besitzer Carl Hirschmann brachte er bekanntlich schon wiederholt in die Obhut der Polizei und - wie wir jetzt erfahren - die Weltwirtschaft an den Rand des Ruins. Ein Untersuchung der amerikanischen Börsenaufsicht SEC fand heraus, dass Mitarbeiter während der Turbulenzen der Weltwirtschaft ihre Arbeitstage damit verbrachten, pornografische Seiten im Internet zu besuchen. Einer klickte in einem Monat 16 000-mal Porno-Angebote an. Ein anderer schaute täglich acht Stunden Nackt-Filme. Beide Mitarbeiter wurden mittlerweile entlassen.
(cz.)




, 07.04.2010

Pornoindustrie
Die Lust aufs iPad

Apple bemüht sich um ein familienfreundliches Image. Anbieter von Internetpornos freuen sich trotzdem schon darauf, mit dem iPad neue Kundenschichten zu erreichen.
Von FOCUS-Online-Autor Janko Röttgers (Los Angeles)

Elektronische Bücher, Familienfotos, Fernsehshows, Tageszeitungen: Apple preist sein iPad als ideales Gerät zum Medienkonsum an. Pünktlich zum US-Verkaufsstart erschienen dann auch erste Anwendungen von bekannten Medienmarken wie dem Time-Magazin oder dem US-Fernsehsender ABC. Wie zuvor schon beim iPhone ist auch der iPad-App-Store komplett jugendfrei. Applikationen mit Nacktbildchen lehnt Apple grundsätzlich ab, und harte Pornografie hat im hauseigenen App Store schon gar keinen Platz.

Wie wird das iPad von Apple unseren Alltag verändern?
Das hält die US-Porno-Branche jedoch nicht davon ab, fleißig an eigenen Angeboten für Apples Tablet-Computer zu feilen. Digital Playground, bekannt unter anderem für seine nicht jugendfreie Adaptation des Disney-Kassenschlagers „Fluch der Karibik“, hat bereits seinen kompletten Videokatalog in ein iPad-kompatibles Format konvertiert. Das Adult Entertainment Broadcasting Network (AEBN) bietet iPad-Nutzern rund 15 000 Filme gegen Bezahlung zum Download an. Das Pornostudio Pink Visual eröffnete pünktlich zum iPad-Verkaufsstart sogar eine eigene Website für iPad-Nutzer. Das wenig zweideutige Motto: „We innovate, you masturbate.“

Neue Chance für Bezahlangebote
Die Hardcore-Pornobranche hat guten Grund, sich auf Apples neues Gerät zu freuen. iPads können keine Flash-Inhalte wiedergeben. Websites wie YouPorn oder Megarotic, die der Branche in den letzten Jahren mit unlizenzierten Clips zum Nulltarif Kopfzerbrechen bereitet haben, sind damit für iPad-Nutzer wertlos. Die iPad-optimierten Online-Angebote der Pornostudios setzen dagegen zumeist auf kostenpflichtige Downloads, die sich problemlos auf Apples Gerät abspielen lassen.

Dazu kommt, dass Nutzer von Apple-Produkten als vergleichsweise wohlhabend und zahlungsbereit gelten. So weiß man bei AEBN zu berichten, dass Mac-User bereits vor dem iPad-Launch für 30 Prozent aller Webzugriffe verantwortlich waren. Zehn bis 15 Prozent aller Aufrufe der Website des AEBN-Konkurrenten Gamelink kommen zudem von Mobiltelefonen mit Webbrowsern. „Das iPad wird definitiv einen großen Einfluss darauf haben, wie Nutzer auf Inhalte zugreifen“, so Jeff Dillon von Gamelinks.

Keine Bikinis auf dem iPhone
Apple dürfte sich mit all diesen Rotlichtangeboten für das iPad dagegen schwertun. Als die Firma vor zwei Jahren erstmals Applikationen von Drittentwicklern auf dem iPhone erlaubte, sperrte man sich ausdrücklich gegen jede Form von Pornografie. Apples Sittenwächter wurden im Lauf der Zeit sogar strikter: Während man anfangs durchaus Bikini-Schönheiten im iTunes-Store erlaubte, gilt mittlerweile ein komplettes Verbot für nackte Haut. So löschte die Firma im Februar mehr als 5000 iPhone-Applikationen, die Zugriff auf Bilder von leicht bekleideten Frauen boten. Letztes Jahr schmiss Apple sogar die iPhone-Applikation des „Stern“ wegen derartiger Bildergalerien aus dem Angebot.

Apple begründete diese neuen Vorschriften mit „einer Vielzahl“ von Beschwerden von Nutzern und Eltern. Solcherart Wortmeldungen sind in den USA keine Seltenheit. Konservative Gruppen ermuntern ihre Mitglieder seit Jahren, mit Fax- und Postkartenkampagnen gegen unanständige Inhalte in den Medien zu protestieren. Es war nur eine Frage der Zeit, bis derartige Kampagnen auch Apple erreichen würden.

Kein Erfolg ohne Pornos
Gleichzeitig hat sich in der Vergangenheit immer wieder gezeigt, dass Entertainment-Technologien und Dienste ohne Zugriff auf Pornografie kaum Chancen auf Erfolg haben. Das gilt um so mehr für Angebote, die auch außerhalb der USA Kunden erreichen wollen. So versuchte sich die US-Videotheken-Kette Blockbuster in den Neunzigern an einer Expansion nach Deutschland. Wie schon in den USA wollte Blockbuster dabei auch in Deutschland keine Pornofilme verleihen. Die Umsätze in den deutschen Filialen blieben jedoch deutlich unter den Erwartungen des Konzerns, der sich schließlich 1998 komplett aus Deutschland verabschiedete.

Dass Pornostudios das iPad mit offenen Armen empfangen, könnte Apple deshalb nur recht sein, glaubt Alec Helmy vom Erotik-Branchenblatt „XBiz“. „Firmen in dieser Branche sind typischerweise die ersten, die sich mit neuen Plattformen zum Verbreiten von Inhalten beschäftigen und damit dann auch Geld verdienen“, glaubt er.

Für den Nachttisch
Offen bleibt, wie das iPad den Konsum von Pornografie verändern wird. Beim auf Fetisch-Nischen spezialisierten Anbieter Kink war man letzte Woche bereits sehr gespannt auf die Markteinführung des Geräts. „Ich kann es kaum erwarten, damit Erfahrungen aus erster Hand zu sammeln“, scherzte Kink-Manager Erik Gibb. „Wird es sich gut zum Browsen mit einer Hand eignen? Oder wird man sich es eher auf den Nachttisch stellen?“ Geht es nach Vertretern von Gibbs Branche, dann werden zahllose iPad-Besitzer bald ihre ganz persönlichen Antworten auf derartige Fragen finden.




20Minuten.ch, 17.02.2009
HANDY-PORNO
Nackte Haut auf kleinen Screens boomt
Sexfilmchen auf dem Mobiltelefon zu schauen, wird immer beliebter. Der Markt für Handypornos ist 2008 in Europa um sagenhafte 36 Prozent gewachsen. Die Handypornoindustrie kennt keine Wirtschaftsflaute.

Laut Meldung des Portals «techcrunch.com» hat der Markt mit Sex-Bildern und -Videos für Mobiltelefone kräftig zugelegt. Die Handyporno-Industrie setzte im vergangenen Jahr in Europa Produkte im Wert von 2,6 Milliarden Franken um. Und der Handy-Porno-Markt soll in Zukunft weiter stimuliert werden: Für das Jahr 2013 wird gar mit einem Umsatz von 5,7 Milliarden Franken gerechnet.
Altersüberprüfungssystem und «alte» Handys
Weniger rosig sieht es in den USA aus. Dass weniger Handypornos verkauft werden als in Europa, hat aber nichts mit prüden Amerikanern zu tun. Es liegt an der Anzahl der Mobiltelefone, die solche Filmchen überhaupt schnell genug laden können. In den USA und Kanada haben nur 2 Prozent der Personen sogenannte 3G-Mobiltelefone. In Europa liegt die Quote hingegen bei 42 Prozent. Ein weiterer Grund für die Flaute bei Handypornos in den USA ist die Einführung eines Altersüberprüfungssystems. Wer Sexfilme fürs Mobiltelefon downloaden will, muss sein Alter verifizieren.
Zweifelhafte Vorschrift in der Schweiz
Dem Handy-Porno-Boom entgegenlaufen könnte die Situation in der Schweiz. Hier soll man künftig keine kommerziellen Sex- und Gewaltbilder mehr übers Mobiltelefon herunterladen können. Der Nationalrat überwies im vergangenen September eine Motion, die das Anbieten und kommerzielle Verbreiten von Handypornografie verbieten will. Der Bundesrat – der damals selber gegen die Vorlage war – muss nun eine entsprechende Vorschrift erlassen. Dass mit dem Gesetz sinnvoller Jugendschutz betrieben werden kann, glaubt der Sexualpädagoge Bruno Wermuth nicht: «Die Vorlage ist reiner Unsinn und Augenwischerei, da der grösste Teil der Pornografie von Jugendlichen gratis übers Internet konsumiert und anschliessend aufs Mobiltelefon geladen wird.»


20Minuten.ch, 15.01.2009
CHATROOM
«43 Sekunden bis zum ersten Sexangebot»
von Katharina Bracher
Die Polizei weiss: Drei Minuten dauert es durchschnittlich, bis Kinder und Jugendliche in Chatrooms sexuell belästigt werden. Eine CVP-Nationalrätin wollte es genau wissen: Barbara Schmid-Federer gab sich im Chat als 13-jähriges Mädchen aus. Resultat: Nach wenigen Sekunden meldete sich der erste Interessent. Über ihren Selbstversuch sprach sie mit 20 Minuten Online.

20 Minuten Online: Sie haben den Selbstversuch unternommen, sich als 13-jähriges Mädchen im Chat auszugeben. Was hat Sie dazu bewogen? Barbara Schmid-Federer: Ich muss vorausschicken: Ich habe nicht nur einen, sondern mehrere Selbstversuche mit immer demselben Ergebnis unternommen. Zu diesem Schritt hat mich ein Vortrag von Martin Boess bewogen. Er ist Geschäftsleiter der Schweizerischen Kriminalprävention und hat uns erzählt, was sich da alles so in Chaträumen, in denen sich unsere Kinder aufhalten, tummelt. Ich kann nur sagen: Alle Eltern, die seine Ausführungen hörten, waren im Nachhinein schockiert. Sie hatten das Thema wie ich unterschätzt.
Ihre Selbstversuche endeten immer mit demselben Ergebnis. Ja, und zwar wurden mir immer innert kürzester Zeit eindeutige Angebote gemacht. Beim ersten Selbstversuch dauerte es gerade mal 43 Sekunden, bis mir jemand direkt ein Sexangebot machte. Er schrieb mir seine E-Mail-Adresse auf, damit ich mich mit ihm verabreden könne. Der Mann war 20 Jahre älter. Ein anderer bot sich an, per Webcam mit mir zu kommunizieren. Er sei gerade eben aus der Dusche gekommen.
Wie reagierten Sie auf das Angebot? Ich war natürlich angewidert! Der Mann war nach eigenen Angaben 36 Jahre alt!
Gab es auch User, die sich jünger ausgaben, als sie es aller Wahrscheinlichkeit nach sind? Auf jeden Fall. Das merkt man vor allem an der Sprache. Ganz Junge haben eine eigene Art wie sie in Chatrooms kommunizieren, das kenne ich von meinem Sohn. Wenn ein angeblich 14-Jähriger ganz ohne Emoticons oder andere gängige Symbole der Internetsprache auskommt und noch dazu vollständige Sätze schreibt, ist das schon verdächtig. Übrigens kommt es häufig vor, dass sich eine erwachsene Person im Chat als gleichaltrige weibliche Userin ausgibt und sich so versucht das Vertrauen der Mädchen zu erschleichen.
Sie sind selbst Mutter von zwei Kindern. Hatten Ihre Erfahrungen im Selbstversuch Konsequenzen im Umgang mit dem Thema Internet bei Ihnen zu Hause? Meine Kinder sind 11, respektive 14 Jahre alt. Vor allem für den Älteren, der sich schon auskennt mit Chatten im Internet, haben wir Regeln eingeführt. Der Computer steht nicht im Kinderzimmer, beim Chatten muss die Tür offen sein, so haben wir die Möglichkeit, ab und zu vorbeizuschauen. Vor allem aber gilt eines: Keine privaten Verabredungen mit Leuten, mit denen man nicht schon im realen Leben bekannt ist.
Sie haben als Nationalrätin bereits zwei Vorstösse zum Thema Jugendschutz und Internet lanciert. Bisher ohne grosse öffentliche Resonanz. Wo liegt das Problem? Der politische Wille ist noch nicht richtig spürbar. Wie immer, wenn zu wenig medialer Druck zu einem Thema existiert. Erst wenn die Medien vermehrt über ein Problem berichten, handelt die Regierung.
Warum ist das Parlament untätig? Das Parlament ist nicht untätig. Ich habe vor kurzem eine Motion eingereicht, die verdeckte polizeiliche Ermittlungen auch zur Prävention von Straftaten erlaubt. Die Polizei könnte - so wie ich es getan habe - mit falscher Identität Tätern im Internet auf die Spur kommen. Ein zweiter Vorstoss zielt allgemein auf den besseren Schutz von Kindern und Jugendlichen im Internet. Ich bin überzeugt, dass mein Vorschlag von links bis rechts Zustimmung im Rat findet.

20Minuten.ch, 15.12.2008
«Ein Drittel der Jungs findet Pornografie wichtig»
von Marius Egger
Was bewegt Jugendliche, Pornos zu schauen? Wie gross ist das Ausmass des Porno-Konsums? Und: Müssen Eltern einschreiten? Marie-Lou Nussbaum hat eine Studie zu dem Thema durchgeführt. Im Interview berichtet sie von ihren teilweise recht überraschenden Erkenntnissen.
Marie-Lou Nussbaum hat im Rahmen ihrer Lizentiatsarbeit des Departements für Erziehungswissen- schaften an der Universität Fribourg eine Studie zum Thema Pornokonsum durchgeführt. Für die Studie wurden 285 Schülerinnen und Schüler zwischen der 6. und 9. Klasse in unterschiedlichen Schulen (Stadt und Land) des Kantons Bern befragt. Die Resultate der Untersuchung für Jugendliche mit vergleichbaren Merkmalen (Geschlecht, Alter, Schulniveau, Ort) kann durchaus allgemeine Schlüsse zulassen.

Heute um 22.50 Uhr strahlt SF1 einen Dok zum Thema «Kinder schauen Porno - Eltern schauen weg» aus. Dieser beruht auf den Ergebnissen einer Studie, nach der 52 Prozent der befragten 11- bis 16-Jährigen Jugendlichen bereits mit Pornografie in Kontakt gekommen sind. Was bedeutet das für die Jugendlichen? Ist dies ein gefährlicher Trend? 20 Minuten Online hat mit der Studienleiterin Marie-Lou Nussbaum gesprochen.
20 Minuten Online: Frau Nussbaum, Sie haben eine Studie zum Pornografiekonsum von Jugendlichen erstellt. Warum?
Marie-Lou Nussbaum: Zum Kontakt und Umgang mit Pornografie liegen kaum umfassende Untersuchungen und gesicherte Erkenntnisse für die Altersgruppe der Kinder und Jugendlichen vor. Dennoch ist das Thema besonders auch in den Medien präsent. Eine fundierte Datengrundlage ist jedoch nicht vorhanden. Es lohnt sich, insbesondere auch hinsichtlich praktischer Handlungsweisen und politischer Entscheide genauer hinzuschauen.
Sie haben genauer hingeschaut. Was hat Sie bezüglich der Resultate am meisten überrascht?
Besonders spannend finde ich die Ergebnisse bezüglich der eigentlichen Kernthese meiner Arbeit: Wenn Jugendliche Pornografie konsumieren, dann tun sie dies, um sich über menschliche Sexualität zu informieren. Dem Pornografiekonsum wird so gesehen ein nutzbringender Aspekt der sexuellen Aufklärung unterstellt. Rund 40 Prozent der Mädchen und Jungs finden, dass Pornografie ihnen schon Informationen zum Thema Sexualität gegeben hat.
Dient der Pornokonsum also primär der Aufklärung?
Verglichen mit anderen Aufklärungsquellen nimmt Pornografie eine eher untergeordnete Rolle ein. Immerhin findet ein Drittel der Jungs, dass Pornografie eher wichtig oder aber sehr wichtig für Informationen zum Thema Sexualität ist. Hingegen finden 90 Prozent der Mädchen, dass Pornografie eher nicht wichtig oder gar nicht wichtig dafür ist. Zudem gibt die Hälfte der Jungs an, Pornografie auch schon genutzt zu haben, um Informationen zum Thema Sexualität zu erhalten. Bei den Mädchen sind es lediglich 13 Prozent. Die meisten Jugendlichen bewerten nebst ihren gleichaltrigen Kollegen und Kolleginnen den schulischen Aufklärungsunterricht und die Mutter als wichtigste Aufklärungsinstanz.
Welches sind die Motive von Jugendlichen, sich Pornos anzuschauen?
Bezüglich der Motive zeigen sich signifikante Geschlechterunterschiede. Insgesamt schauen sich die meisten Jugendlichen Pornografie aus Neugierde an. Bei den Jungs ist das Motiv «aus Spass» besonders wichtig, bei den Mädchen ist es das Motiv: «Weil ich einmal sehen wollte, was Pornografie ist.»
Und welche Auswirkungen hat der Pornokonsum bei Jugendlichen?
Ingesamt zeigen sich auch hier beträchtliche Geschlechterunterschiede: Bei den Jungs steigert es eher die sexuelle Lust. Mädchen berichten hingegen häufiger von negativen Auswirkungen wie Angst und Verunsicherung.
Der wichtigste Zugangskanal zu Pornografie ist das Internet. Laut Ihrer Studie haben 80 Prozent der Jungs und 56 Prozent der Mädchen dort schon Pornografie gesehen. Im Internet ist jegliche sexuelle Darstellung verfügbar. Mit welchen pornografischen Inhalten kommen Jugendliche tatsächlich in Kontakt?
Die meisten Nennungen betreffen erotische oder weiche pornografische Inhalte. Deutlich weniger Nennungen betreffen Kategorien mit harten pornografischen oder sadomasochistischen Inhalten.
Was geschieht jetzt mit den Zahlen, was wird jetzt daraus gemacht?
Ziel ist es, die Ergebnisse einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Wünschenswert wäre ein differenzierter Umgang mit der Thematik. Insbesondere sollen aus den gewonnenen Daten praktische Erkenntnisse für Fachpersonen und Forderungen für die Sexualerziehung abgeleitet werden können. Auf Forschungsebene soll die Studie eine gute Basis für weiterführende Forschung darstellen.


Pornos im Kinderzimmer 20Minuten.ch, 18.11.2008
von Sarah Jordi
50 Prozent der 11-jährigen Jungs haben schon Pornos gesehen. Bei «Dok» auf SF 1 reden Teens nun erstmals offen über ihre Erfahrungen damit.

Pornos im Kinderzimmer: Via Internet und Handy kommen Kinder und Teenager immer leichter an Pornografie heran. Dazu sendet das Schweizer Fernsehen nun den Dokfilm «Sex im Internet – Kinder schauen Pornos, Eltern schauen weg». Darin erzählen drei Berner Schulklassen von ihren Erfahrungen und ihrem Bezug zur Pornografie. «Es ist schockierend, wie leicht Kinder im Internet auch brutale Pornografie konsumieren können», sagt «Dok»-Regisseurin Barbara Müller. Aus einer 2007 veröffentlichten Studie der Stiftung Berner Gesundheit gehen erschreckende Zahlen hervor: Rund 50 Prozent der 11-jährigen und über 90 Prozent der 15-jährigen Jungs haben schon Pornos gesehen. Bei den Mädchen ist es etwa ein Drittel.
«Viele stossen per Zufall oder aus Neugier im Internet darauf», sagt Sexualpädagogin Doris Wäfler, die auch im Film zu Wort kommt. Im Gegensatz zu Knaben seien Mädchen von den Darstellungen aber eher angeekelt, sind sich Müller und Wäfler einig. «Ein Mädchen macht sich mehr Sorgen darüber, ob sich auch sein Freund solche Sachen anschaut», so Wäfler. Der Film soll Augen öffnen und Eltern dazu sensibilisieren, mit ihrem Nachwuchs über das Thema zu sprechen.



07. September 2008

Laut Karolina Frischkopf vom Kinderschutz Schweiz ist das kinderpornografische Material in den letzten Jahren brutaler geworden und der Markt professioneller. «Kriminelle Organisationen wie die Mafias in das Geschäft eingestiegen, weil sich damit heute riesige Gewinne erzielen lassen», sagt sie. Die Nachfrage sei enorm gestiegen. Laut Schätzungen werden weltweit pro Jahr über 20 Milliarden Dollar für Kinderpornografie und Kinderprostitution ausgegeben.
Auch die Konsumenten haben sich laut Frischkopf verändert: Während früher ausschliesslich Pädophile Kinderpornografie konsumierten, gehören je länger, je mehr auch Männer zur Kundschaft, die eigentlich keine pädophilen Neigungen haben. Sie gelangten über herkömmliche Pornografie-Homepa-
ges zur Kinderpornografie, die Hemmschwelle, sich etwas noch Extremeres anzusehen, sinke. Diese Entwicklung fordere eine immer härtere Ausbeutung der Kinder, erklärt Karolina Frischkopf. «Weil die Nachfrage gestiegen und der Missbrauch noch brutaler geworden ist, brauchen die Produzenten immer neue, unverbrauchte Kinder – und diese beschaffen sie sich durch Kinderhandel, vor allem in den ärmeren Regionen dieser Welt.»


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Quelle unbekannt











aus:

Jugendliche als unfreiwillige Konsumenten von Online-Pornografie
Forscher warnen vor negativen Folgen für psychische Entwicklung
14.02.2007, pressetext - Christoph Marty
Ein Drittel aller Jugendlichen ist beim Surfen im Internet bereits auf Websites mit pornografischen Inhalten gestossen. Wie eine Studie von Wissenschaftlern der Universität New Hampshire zeigt, geschieht dies allerdings meist unbeabsichtigt. Innerhalb der vergangenen zwölf Monate waren 42 Prozent der Befragten auf pornografischen Seiten. Zwei Drittel der Befragten gaben dabei aber an, die Seiten nicht selbst aufgerufen zu haben.

Für ihre Studie befragten die Forscher 1.500 Internetnutzer im Alter zwischen 10 und 17 Jahren. Als pornografisch definierten sie dabei Websites, auf denen Menschen nackt oder bei sexuellen Handlungen zu sehen sind. "Für Jugendliche besteht die Gefahr solcher Darstellungen darin, dass ihre Vorstellung von Sexualität durch diese Angebote nachhaltig geprägt wird", sagt der Erziehungswissenschaftler Josef Aigner von der Universität Innsbruck. "Die virtuelle und die reale Welt vermischen sich - vor allem dann, wenn kein korrigierender Einfluss, etwa durch die Eltern, ausgeübt wird."

Die meisten Jugendlichen, die bereits Websites mit pornografischen Inhalten gesehen hatten, waren zwischen 13 und 17 Jahre alt. Aber auch zehn- und elfjährige Kinder hatten unfreiwilligen Kontakt: etwa 17 Prozent der befragten Jungen und 16 Prozent der Mädchen waren schon auf pornografische Seiten. Nachdem sie sich über die Darstellungen zunächst schockiert zeigten, empfanden sie viele schon bald als normal. "Das sind Anzeichen von Abstumpfungserscheinungen", sagt Aigner. "Mit ihren pornografischen Darstellungen nehmen die Anbieter den Jugendlichen die positive Spannung vor ihren eigenen, realen Erfahrungen."

Eine besondere Verantwortung komme den Eltern zu. "Viele sind jedoch gar nicht dazu in der Lage ihren Kindern zur Seite zu stehen, weil sie keine Vorstellungen von den Angeboten im Internet haben," sagt Aigner. "Besorgte Eltern müssen sich deshalb zuvor selbst ein Bild machen. Dann können sie ihren Kindern am besten zur Seite stehen, etwa indem sie ihnen einen vitalen Austausch über ihre Erfahrungen anbieten."

Die meisten Jugendlichen wurden über "file-sharing"-Angebote mit Pornografie konfrontiert, andere Quellen waren etwa Chatrooms. Filterprogramme und Sperrdienste boten keinen vollständigen Schutz, wie die Wissenschaftler in ihrer Studie zeigen. Die Forscher fordern deshalb bessere Programme, welche den Schutz vor Angeboten der Pornoindustrie erhöhen, ohne dabei den Zugang zu anderen Seiten zu erschweren.


20Minuten.ch, 01.02.2008
Immer mehr minderjährige Vergewaltiger
Kindsmisshandlungen sind in der Schweiz traurige Alltagsrealität. Sexuelle Ausbeutung steht mit 42 Prozent an der Spitze der Kindsmisshandlungsformen. Erschreckend ist die Zunahme von Vergewaltigungen durch minderjährige Täter.

Berichte über schreckliche Fälle von Kindsmisshandlungen gäben den Eindruck, Kindsmisshandlung sei ein zum Glück seltenes Horrorszenario, wie die Kinderschutzgruppe und Opferberatungsstelle des Kinderspitals Zürich schreibt.

Opfer zu zwei Dritteln weiblich

Das sei nicht so, heisst es in einer am Freitag veröffentlichten Untersuchung der Kinderschutzgruppe und Opferberatungsstelle des Kinderspitals Zürich. Sie erfasste im vergangenen Jahr 402 Fällen von Kindsmisshandlung oder unmittelbar drohender schwerer Kindesgefährdung. Die Zahlen nähmen trotz vielfältigster Bemühungen nicht ab. Sie schwanken seit dem Jahr 2001 um 400 Fälle pro Jahr.

Von den 402 Kindern und Jugendlichen im Jahr 2007 waren 71 Prozent unter zwölf Jahren, die Hälfte unter sieben Jahren und 6,5 Prozent noch nicht einmal ein Jahr alt. In zwei Dritteln der Fälle waren die misshandelten Kinder oder Jugendlichen Mädchen.

Mehr Minderjährige Täter

An der Spitze der Misshandlungsformen stand sexuelle Ausbeutung (42 Prozent), gefolgt von körperlicher Misshandlung (25 Prozent), psychischer Misshandlung (19 Prozent) und Vernachlässigung (neun Prozent). 15 Prozent der sexuellen Übergriffe werden als eigentliche Vergewaltigung oder Schändung qualifiziert. Auch dieser Anteil entspricht etwa den Zahlen der Vorjahre.

Erschreckend hoch ist der Anteil Jugendlicher, welche die Taten begangen haben. Bei sexueller Ausbeutung waren 43 Prozent der Täter minderjährig, 2006 waren es sogar 44 Prozent, während der selbe Anteil 2003 erst bei 33 Prozent lag. Bei den gemeldeten Vergewaltigungen/Schändungen waren die Täter sogar in 50 Prozent der Fälle minderjährig, was einen deutlichen Anstieg gegenüber den Vorjahren darstellt.

In einem Viertel der Fälle konnte der geäusserte Verdacht weder erhärtet noch ausgeschlossen werden. Dabei handelt es sich meist um sehr kleine oder behinderte Kinder, die nicht sprechen können. Sehr wenige Meldungen erwiesen sich als nicht zutreffend (5,5 Prozent).



20Minuten.ch, 11.02.2008
Sexualkunde-Tipps sorgen für rote Köpfe
Sexualerziehung oder eine Anleitung für Übergriffe? Eine Broschüre motiviert Eltern und Verwandte zu sexuellen Handlungen an Kindern. Fachleute sind entsetzt.

Der «Ratgeber für Eltern zur kindlichen Sexualerziehung vom 1. bis zum 3. Lebensjahr» fordert Eltern dazu auf, «das Notwendige mit dem Angenehmen zu verbinden, indem das Kind beim Saubermachen gekitzelt, gestreichelt, liebkost, an verschiedensten Stellen geküsst wird».

«Scheide und vor allem Klitoris erfahren kaum Beachtung durch Benennung und zärtliche Berührung und erschweren es damit für das Mädchen, Stolz auf seine Geschlechtlichkeit zu entwickeln.» Der Ratgeber fände es «zudem erfreulich, wenn auch Väter, Grossmütter, Onkel oder Kinderfrauen einen Blick in diese Informationsschrift werfen würden und sich anregen liessen».

Herausgegeben wurde die Broschüre von der Deutschen Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Nach Protesten wurde sie in Deutschland zurückgezogen. Nicht so in der Schweiz: Das Bündnis zur Prävention von sexueller Gewalt gegen Kinder steht weiterhin hinter der Broschüre. Der Organisation, die vom Bund unterstützt wird, gehören unter anderem der Kinderschutz Schweiz und Swiss Olympic an.

Das Bündnis erntet heftige Kritik: «Der Ratgeber gibt Tipps, die wir als massive sexuelle Grenzverletzungen an Kindern einordnen», heisst es bei der Beratungsstelle Castagna. Und Strafrechtsprofessor Martin Killias erachtet die Empfehlung an die Eltern, die Geschlechtsteile ihrer Kinder zu küssen, als «sehr gefährlich». Wer diesem Rat Folge leiste, riskiere unter Umständen strafrechtliche Konsequenzen.

Nico Menzato



20Minuten.ch, 26.02.2008
Trend: Teenager als Bordellgäste
Auch Teenager kaufen sich Liebe: Sex-Club-Betreiber zählen vermehrt minderjährige Freier zu ihren Kunden.
Sex-Etablissements verzeichnen ein wachsendes Kundensegment, das so gar nicht ins Klischee vom Freier passt: Vermehrt nehmen auch Minderjährige die Dienste von Prostituierten in Anspruch. Das ist legal, solange der junge Puffgänger mindestens 16 Jahre alt und damit dem Schutzalter entwachsen ist. «Ich stelle in letzter Zeit in allen Betrieben, die ich in der Deutschschweiz betreue, eine deutliche Zunahme von jugendlichen Freiern fest», sagt Milieu-Berater Alfredo Lardelli. «Oft verlangen sie Praktiken, wie man sie aus den Internet- und Handy-Pornos kennt, die unter den Jugendlichen kursieren.»

Auch Thomas Seeholzer, Leiter des Freier-Projekts Don Juan der Zürcher Aidshilfe, kennt das Phänomen: «Viele Teenager scheinen zu glauben, der Gang zu Prostituierten gehöre zum Mannsein, sind aber auch sehr unsicher.» Ähnlich tönt es beim Erotiksalon Villa Kunterbunt in Bischofszell SG: «Die wollen, meist betrunken, zu fünft oder zu sechst zu uns kommen. Nach dem Ausgang herrscht immer Riesenandrang», so Inhaberin Regula Leu. 13-, 14- und
15-Jährige habe sie schon heimschicken müssen. 16-Jährige lässt sie rein, obwohl sie es «schlimm» findet, dass so hübsche Junge nicht lieber eine Freundin suchen.



20Minuten.ch, 26.02.2008
Freier immer jünger: Schon 13-Jährige wollen ins Puff
Freizeitbeschäftigung Puffbesuch: Erotikclubs werden immer häufiger von Gruppen zum Teil sehr junger Freier bestürmt.
Seit etwa einem Jahr beobachte sie das Phänomen extrem junger Freiergruppen, sagt Regula Leu, Inhaberin des Erotiksalons Villa Kunterbunt in Bischofszell. «Die wollen, meist betrunken, zu fünft oder zu sechst zu uns kommen. Nach dem Ausgang herrscht immer Riesenandrang», so Leu. «Viele sind erst 16, verlangen aber nicht etwa normalen Sex, sondern fragen nach Praktiken, die früher nur für gesetzte Herren von Interesse waren.» 13-, 14- und 15-Jährige hat Leu schon heimschicken müssen. 16-Jährige lässt sie rein, obwohl sie es «schlimm» findet, dass so hübsche Jungen nicht lieber eine Freundin suchen.

Der Kinder- und Jugendpsychologe Allan Guggenbühl bestätigt das Phänomen: «Ich beobachte auch, dass der Bordellbesuch bei manchen Jugendgruppierungen als völlig normal empfunden wird.» Dass die Initiation über den Weg der Prostitution gesucht werde, sei aber keine neue Erscheinung. «Das Phänomen trat in der Geschichte immer wieder auf», so Guggenbühl.

Die Nachfrage der Jungfreier nach extremen Praktiken sieht er als Ausdruck der Unbeholfenheit und der Angst vor Nähe: «Dies erlaubt den unsicheren Jugendlichen eher, emotionale Distanz zu halten.»



20Minuten.ch, 27.02.2008
Umfrage: Jugendliche wandeln auf Freiers Füssen
von Olaf Kunz
Fast 25 Prozent aller Besucher von Sex-Clubs haben bereits als Jugendliche erste Erfahrungen im Rotlicht-Milieu gesammelt. Vier Prozent waren beim ersten Streifzug ins Sex-Business sogar jünger als 14 Jahre. Das ist das Ergebnis einer Online-Umfrage auf 20minuten.ch.


Ergebnisse der Puff-Umfrage
Waren Sie schon einmal im Puff? 20minuten.ch wollte es wissen.
Info-Box
An der Online-Umfrage rund um Bordell-Besuche und Ausflüge ins Rotlicht-Milieu haben sich insgesamt 4.422 User beteiligt. Es handelt sich um eine nicht-repräsentative Befragung auf 20minuten.ch.
Rund 20 Prozent sind beim ersten Besuch eines Sex-Etablissements zwischen 14 und 17 Jahre alt. Fast fünf Prozent betreten bereits im Alter von unter 14 Jahren zum ersten Mal einen Erotik-Club. Das ist das Ergebnis einer Online-Umfrage auf 20minuten.ch.

Junge sind neugieriger

Mehr als die Hälfte der Teilnehmer gibt an, mindestens schon ein Mal einen Sex-Club besucht zu haben. 14 Prozent bezeichnen sich sogar als Wiederholungstäter. Doch auch wenn - wie 20minuten berichtete - der Trend hin zu immer jüngeren Freiern gibt, sammeln zwei Fünftel der sexuellen Abenteuerer im Erwachsenenalter zwischen 18 und 20 Jahren erste Erfahrungen im Rotlichtmilieu.

Gruppenzwang im Bordell

Für die meisten ist eine feste Partnerschaft kein Hinderungsgrund für einen Ausflug ins Sexgewerbe. Mehr als 40 Prozent schnuppern trotz Beziehung in einen Sex-Club, um sich einen Kick zu holen oder sich inspirieren zu lassen. Inwieweit die Partnerin oder der Partner dabei mit von der Partie ist, darüber liegen keine Informationen vor. Fest steht hingegen, dass nur eine Minderheit ein Bordell alleine betritt und auf Freiers Füssen wandelt.

Drei Viertel aller Rotlicht-Gänger besuchen einschlägige Einrichtungen lieber in der Gruppe. Fast 50 Prozent unternehmen einen solchen Ausflug am liebsten mit Freunden oder der Clique. An zweiter Stelle der Mitläufer stehen dabei Arbeits- oder Studienkollegen.

Porno ist King

Neben den Sex-Clubs stehen vor allem Table-Dance-Etablissements, Striptease-Shows, Sex-Saunas und Porno-Kinos weit oben auf der Präferenzliste. Auch zuhause ist Inspiration in Sachen Liebe und Sex bei vielen willkommen. So geben fünf von sechs Befragten an, sich gelegentlich Pornos anzuschauen. Rund ein Drittel davon lässt sich sogar häufig von nackten Tatsachen auf dem Bildschirm unterhalten.



20Minuten.ch, 27.02.2008
«Jugendliche Bordellgänger sehen Sexualität als Ware»
Immer mehr Minderjährige gehen ins Puff. Bruno Wermuth, Sexualpädagoge bei der Berner Gesundheit nimmt dazu Stellung.
Bordellbesuche erst ab 18?
Die CVP Zürich prüft Massnahmen gegen Bordell-Besuche von Minderjährigen. Die christliche Partei will das Schutzalter von 16 auf 18 Jahre erhöhen und prüft einen entsprechenden Vorstoss, wie Babette Sigg, Präsidentin der CVP-Frauen des Kantons Zürich gegenüber Radio Zürisee sagte. Die aktuelle Entwicklung sei bedenklich, das sich die Jugendlichen so ein falsches Frauenbild machen.
Wieso gehen bereits Buben ins Bordell?

Bruno Wermuth: Die moralische Schwelle ist heute tiefer als früher. Es gibt mehr sexuelle Angebote, etwa käufliche Dienstleistungen oder frei zugängliche Pornos im Internet. So kann auch unter Teens eine Lust entstehen, was sie sehen, irgendwo auszuprobieren.

Ist es denn für die Sozialisierung gut, das erste Mal mit einer Prostituierten zu erleben?

Bruno Wermuth: Gut oder schlecht – man muss einfach akzeptieren, dass die Sexualisierung der heutigen Gesellschaft auch Auswirkungen auf die Jugend hat. Für die meisten Teenager hat ein Bordell-Abenteuer keinen negativen Einfluss auf die Sozialisierung. Auch andere Jugendliche machen ja erste sexuelle Erfahrungen nicht in einer Liebesbeziehung sondern im Freundeskreis. Zudem ist die Frage nach dem richtigen Alter für das erste Mal individuell sehr unterschiedlich.

Aber ist es für Teens nicht wichtig, Sexualität Schritt für Schritt zu erleben? Früher wurde doch jeder «Fortschritt» – sprich, das erste Mal küssen, streicheln und fummeln – ausgiebig unter Freunden besprochen.

Bruno Wermuth: Dies kann schon problematisch sein und etwa zur Anonymisierung und zur Entkoppelung der Idee von Sex als Liebesspiel in einer Beziehung führen. Ausserdem besteht die Gefahr, dass junge Bordellgänger Sexualität nur als Ware betrachten.

Was ist zu tun?

Bruno Wermuth: Es muss offen und unverkrampft über die Sexualität der Jugendlichen gesprochen werden. Dazu gehört auch ein Ausbau von Beratungsangeboten.
Nico Menzato